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Theorieabend 24.10.2025

Am Freitagabend haben knapp 60 interessierte Pilotinnen und Piloten den Weg ins fitnexx Balsthal gefunden, um sich in drei Dauerbrenner-Themen wieder mal updaten zu lassen. Wobei die Gastgeberfraktion etwas ausgedünnt war, vielleicht wegen des Önziger Zibelimäret…

 

Nach der Begrüssung durch unseren Präsi machte uns Aaron Hügli, SHV-Luftraumverantwortlicher, mit einem gelungenen Mix aus Refresher und neuen Infos luftraummässig fit für die kommende Saison. Die zu erwartende Einführung des ILS-Südanflugs Bern-Belp per März 2026 – der den Nordanflug über die Stadt Bern ersetzen wird - verursachte einiges Stirnrunzeln und Kopfschütteln, vor allem bei den Streckenfliegern. Die Aaretalquerung bei Kiesen wird damit Geschichte, Flüge über weite Teile des Emmentals werden nur noch mit viertelstündlicher Abfrage des Luftraumstatus möglich sein. Zwar wird von den Verantwortlichen versichert, dass Freigaben nach Möglichkeit gerne erteilt würden, aber unsere Erfahrungen mit den TMA‘s Basel sind ja nicht gerade vertrauensbildend…

 

Im Jura verändert sich nichts Wesentliches, hingegen wird die CTR Sion geringfügig schmaler, so dass die Landeplätze an den Rändern des Talbodens ohne Beschränkungen angeflogen werden können. Dies sind alles Vorab-Informationen ohne Gewähr, im März 2026 werden wir wissen was gilt.

 

Im zweiten Referat übertrug Qatar Flugkapitän Thomas Allemann Elemente des Risikomanagements aus der kommerziellen Zivilluftfahrt auf das Gleitschirmfliegen. Er hat dabei besonderen Wert auf die Definition des Risikos (Eintrittswahrscheinlichkeit multipliziert mit der Auswikrung) Wert gelegt. Wie zu erwarten, steckt da viel Struktur in den Abläufen, was bei meinem Fliegen, ehrlich gesagt, eher mit Handgelenk x Pi x Erfahrung geschieht… Ich habe mir nun vorgenommen, vor, während und nach einem Flug doch die eine oder andere strukturierte Vorgehensweise auszuprobieren.
Aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit war es natürlich nicht möglich, bei allen Risiko-Elementen in die Tiefe zu gehen. Insofern war es ein hilfreicher Reminder zu den vielfältig existierenden Gefahren und der Erkenntnis, dass die Auseinandersetzung mit den Risiken beim Gleitschirmfliegen sich lohnt.

 

Ändu Richard startete seinen Vortrag mit einem eindrücklichen Experiment, für das sich niemand freiwillig meldete: Er simulierte mit einem Sprung von zwei aufeinandergestellten Tischen die maximal erlaubte Sinkgeschwindigkeit eines Rettungsgeräts von 5.5m/s (gemessen auf Meereshöhe bei 15C°) zur Erfüllung der EN-Prüfnorm.
Das Publikum lauschte danach sehr wach seinen Erfahrungen von drei Retterauslösungen, eine davon im Ernstfall, die anderen an SiKu’s, visualisiert mit Videos. Die meisten Retterwürfe passieren laut Statistik unter 100m AGL, deshalb muss das Ausserkraftsetzen der aerodynamischen Wirkung des Hauptschirms durch Einholen oder Trennen zielgerichtet und effizient erfolgen. Andernfalls muss mit erhöhtem Sinken durch eine Scherenstellung oder Pendeln gerechnet werden.
Sein Fazit: Der Beamer ist ein zuverlässiges Rettungssystem, das Einholen des Hauptschirms eine kraft- und zeitraubende Angelegenheit, weshalb ein Trennsystem (für Andy ein gut erreichbares Kappmesser) zwingend zur Flugausrüstung gehört.
Grundsätzlich sei es übrigens günstiger, die untersten Stammleinen durchzuschneiden als die Tragegurten.